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Herbstkind

 

geboren, als Kastanien fielen,

wo der Fluss sich weitet,

genieße ich die Stunde

unter roten Himmelsstreifen,

rieche Falläpfel im Gras.

Noch duften die Kräuter des Sommers.

Auf der Deichbank mit Flechten im Holz

zögere ich die Nacht hinaus.

 

An der Straße von Messina

Geruch nach Wasser und Salz,
das Haar von Äolus‘ Brise durchweht,
sitze ich auf der Steinbank am Ufer.

Muscheln, die Achaten gleichen,
zu meinen Füßen.
Palmen und Steine am Strand.
Fischerboote warten auf die Nacht.
Und da drüben liegt Messina.

Wenn Großmutter von Sizilien sprach,
den Atlas aufschlug, war der Meeresstreifen,
der jetzt vor mir liegt - ein blauer Strich.
Damals folgte ich dem König von Ithaka zu Inseln,
die ich gestern bewanderte.

Mir flieht die Stunde an der Promenade in Reggio.
Ich falte das Meer zusammen, bis es hinter meine Stirn passt.
Wolken und Schleier überziehen das Peloritani-Gebirge.
Die weißen Punkte da drüben – Messina.

Irgendwo dort zerreißt Salvatore den Faden,
der ihn an sein armseliges Leben bindet,
packt in den Rucksack Weißbrot und Wein,
die Verheißung im Land hinter den Alpen,
während ich den Blick schwer losreißen kann
von den weißen Häusern - da drüben.

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